WEITERENTWICKLUNG DER FÖRDERUNG FÜR ANIMATION
UND AUFBAU VON STEUERLICHEN ANREIZSYSTEMEN

Die projektbezogene Förderpraxis der Filmförderung in Baden-Württemberg hat den Aufbau von an sich notwendigen mittelständischen wirtschaftlichen Unternehmensstrukturen nicht ermöglicht. Die Unterstützung einer tragfähigen, nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung der in Baden-Württemberg ansässigen Unternehmen im Animationsbereich bleibt daher die zentrale Herausforderung der kommenden Jahre.

Die Medienförderung ist in Deutschland überwiegend Ländersache. Durch die Filmförderanstalt des Bundes FFA werden aber nicht unwesentliche Förderimpulse für den Kinofilm auch bundesweit gegeben.

Die Filmförderung in Baden-Württemberg wird durch die MFG wahrgenommen. Mit jährlich ca. 10 Mio. Euro Gesamtfördersumme liegt die MFG im Länderranking auf einem mittleren Platz. Die Film- und Animationsförderung der MFG erfolgt nach künstlerisch, kulturellen Gesichtspunkten. Der gestellte Förderantrag wird von einem Vergabe-Gremium beurteilt und entschieden. Eine Finanzierung durch eine solche Förderung ist für den Antragsteller nicht fest planbar. Die positive Förderentscheidung bezieht sich auf ein eingereichtes Projekt. Eine strukturelle Entwicklung von Eigenkapital oder sonstigen Rücklagen für künftige neue Projekte durch den Unternehmer sind in der Regel über solche Förderungen nicht möglich.

Animationsförderung in Baden-Württemberg

Die Animation bildet bei der Förderarbeit der MFG nach eigener Aussage seit Jahren einen Förderschwerpunkt. Im Jahr 2018 wurden von 10,2 Mio. Euro Gesamtförderung immerhin 4,3 Mio. Euro für insgesamt 20 Animationsprojekte bewilligt. Mit der Line Producer Förderung wurde 2014 ein spezielles Animations-Förderprogramm für VFX-Dienstleistungen aufgelegt.

Mit dieser erstmals nach überwiegend wirtschaftlichen Gesichtspunkten im Rahmen eines vereinfachten Bewilligungsverfahrens vergebene Förderung, hat die MFG bundesweit eine Vorreiterrolle übernommen. Mit einer Fördersumme von 1,55 Mio. Euro in den Jahren 2015 bis 2018 bleibt aber der erzielte wirtschaftliche Effekt bisher hinter den Erwartungen zurück.

Christian Hünemörder

Seit dem Jahr 2005 haben sich die Anreizmodelle für Filmproduktion in der EU mehr als verdoppelt und die Tendenz ist weiter steigend. Durch die Olsberg Studie wurden Ende 2014 insgesamt 26 Anreizsysteme in 17 Ländern der EU identifiziert.

Seite 90 “Übersicht über Modelle der Filmförderung und ihre Effekte”

Eine Weiterentwicklung der MFG könnte folgende Punkte umfassen:

Neustrukturierung der Drehbuchförderung und Projektvorbereitungsförderung für künstlerische Animations-Langfilme und -Serien, die deutlich besser ausgestattet werden sollte.

Ein weiterer Ausbau der Line Producer Förderung für VFX-Dienstleistungen macht Sinn, sollte aber durch Aufstockung des Budgets finanziert werden und nicht auf Kosten der anderen Bereiche stattfinden.

Analog zur Line Producer Förderung sollte die Förderung auch zweite und dritte Staffeln von Serien umfassen, da erst mit solchen Weiterentwicklungen nachhaltiger wirtschaftlicher Erfolg möglich ist.

Die Games Förderung sollte weiter der Förderung im Bereich Animation und VFX-Dienstleistung angenähert werden und könnte in Baden-Württemberg eine bundesweite Vorreiterrolle übernehmen.

Die Animationsförderung der MFG sollte weiter den wirtschaftlichen Notwendigkeiten entsprechend angepasst und deutlich aufgestockt werden. Dies betrifft insbesondere: Förderung ist immer mit bestimmten Vergabekriterien verbunden, die nicht nur wirtschaftliche Aspekte verfolgen. Im Bereich Spielfilm/Dokumentation verbunden mit einem Auftraggeber aus dem öffentlich-rechtlichen Umfeld ist dies durchaus sinnvoll. Im Animationsbereich, der in einem Weltmarkt konkurrieren muss, sollten jedoch auch wirtschaftlich langfristige Ziele verfolgt werden.

Die Qualität von Regisseuren und Teams können allerdings nur ausgewiesene Animations-Experten beurteilen. Daher sollte über eine getrennte Vergabe von Animations- sowie Spielfilm-/Dokumentationsprojekten nachgedacht werden und der Vergabeausschuss entsprechend besetzt werden. Auch hier wäre das Kompetenzzentrum Animation der geeignete Partner.

Aufbau von Steueranreizsystemen 
in Baden-Württemberg

Das Hauptziel der Anreizmodelle ist es, nationale und internationale Produktionen an den jeweiligen Standort zu holen. Deshalb sind die Förderbedingungen stark an die Art und Höhe der Produktionskosten, die vor Ort ausgegeben werden („regional spend“), gebunden. Anreizmodelle wurden erstmalig in Kanada 1995 und zwei Jahre später in Großbritannien eingeführt. Diese Einführung hatte weltweit eine verstärkte Konkurrenz zwischen Filmproduktionsstandorten zur Folge. 

Ein wichtiger Faktor bei der Nutzung solcher Modelle ist, dass sich diese sowohl kurz- als auch langfristig selbst finanzieren. Klare Vorteile für die Produzenten sind die Berechen- und Planbarkeit aufgrund der automatisierten Förderbedingungen und der Unabhängigkeit von Jury-Entscheidungen.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Anreizmodelle 
sind vielfältig und finden gleichzeitig auf mehreren Ebenen statt:

Anstieg von Produktionsvolumen und Beschäftigung

Ansiedlung ausländischer Produktionsstätten

Anziehung von Fachkräften aus dem Ausland

Weiterentwicklung der (geförderten) Filmstandorte (u.a. Dynamisierung der Gründerkultur, Investitionen)

Verhinderung von Abwanderung lokaler Produktionen

Vollauslastung der Infrastruktur

Professionalisierung des Knowhows inkl. Übernahme zusätzlicher Funktionen (u.a. vom Service Provider zum Entwickler, Produzenten und Vertrieb)

Aufgrund der genannten Vorteile und der weltweiten Wettbewerbssituation
machen wir folgende Vorschläge:

Im Rahmen dieses Positionspapiers wurden 26 Filmförder-Anreizsysteme in 17 EU-Ländern recherchiert. Die Erkenntnisse dieser Recherche führen zu dem Schluss, dass auch in Deutschland und Baden-Württemberg die rechtlichen Grundlagen für die Etablierung solcher Anreizsysteme gegeben sein sollten.

Mittelfristig sollte die Förderung im Animationsbereich in Baden-Württemberg auf Steuer-Anreizsysteme umgestellt werden. Im Rahmen dieses Positionspapiers wird eindrucksvoll belegt, dass solche Anreizsysteme für die Entwicklung von tragfähigen wirtschaftlichen Strukturen gegenüber dem künstlerisch-kulturellen Förderansatz erhebliche Vorteile für die Zukunftsfähigkeit der Branche haben.

Hier geht es zum vollständigen Abschnitt im Positionspapier.

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Ganzer Abschnitt im Positionspapier

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